Sign Guitars Custom Sechssaiter


Die Anforderungen

Über die letzten beiden Jahrzehnte hat Jochen Imhof (Mr. Sign Guitars) für mich einige Gitarren und Bässe modifiziert, Reparaturen durchgeführt, Fräsungen für andere Tonabnehmer gemacht oder einen Bass von bundiert auf bundlos umgebaut. Mit der Zeit entwickelten wir Ideen für einen Bass, der sowohl meine mir liebsten Konzepte, als auch den typischen Sign-Guitars-Style vereint. Im Frühjahr 2011 entschlossen wir uns dann, das Vorhaben konkret anzugehen und den Bass zu entwerfen. Die für mich wichtigsten Punkte sind dabei - Sechssaiter - Sound wie ein spezieller von Jochen gebauter roter 5er Jott Bass - stark gefächertes Griffbrett: enges Stringspacing in den tiefen Lagen, weites Stringspacing für die rechte Hand - 3 Singlecoil-Tonabnehmer, passive Elektronik, alle Tonabnehmer beliebig kombinierbar - auffällige Optik Typisch für Sign Instrumente ist - klassische Tonhölzer (Ahorn, Palisander, amerikanische Erle) - an Onkel Leos Gitarren angelehntes Design - ausgefeilte retro-Optik

Das Konzept

In mehreren Designsessions haben wir dann Stück für Stück das Konzept des Basses erarbeitet. Alles wurde fein säuberlich in einem Spezifikationsdokument festgehalten. Die Hölzer Vorlage war ein roter jottartiger Fünfsaiter, der von den üblichen Fachzeitschriften mit großer Begeisterung getestet wurde. Mich hatte dieses Instrument angesprochen wegen seines stabilen Tones und des sehr charaktervoll knurrenden Soundes.
Also wählten wir für den Body leichte amerikanische Erle, für den Hals ein massives Stück Ahorn mit liegenden Ringen und ein schönes Stück Palisander für das Griffbrett.

Erle

Ahorn

Palisander
Saitengeometrie Seit ich vor Jahren einen Aria Steve Bailey Sechser besaß, bin ich von einer stark gefächerten Geometrie begeistert. Die Greifhand findet alle Saiten schön eng beieinander, der Hals wird nicht zu breit und kann noch umschloßen werden. Manche Instrumente wie mein Tune 6er mit seinem enorm breiten Griffbrett machen es dem Instrumentalisten ganz schön schwer. Das wollte ich vermeiden. Für die Zupfhand wählten wir ein traditionell weites Stringspacing. Dadurch wird nicht nur der Zupfhand das Leben beim Slappen erleichtert, es wirkt sich auch positiv auf die Bespielbarkeit der Lagen jenseits des 12. Bundes aus. Die immer kürzer werdenden Abstände zwischen den Bünden werden durch einen größeren Saitenabstand ein wenig kompensiert. Dieses Konzept war bereits bei meinem LeFay Herr Schwarz 6er angewandt worden. Mein neuer Custombass sollte die genau gleiche Geometrie bekommen. Halsform Bei Sechssaitern bekommt man zwangsweise sehr leicht ein kastenförmiges D-Profil der Halsrückseite. Ich bevorzuge es, dieses zu einem sanften C-Profil abzurunden. Der Griffbrettradius sollte modern-flach, aber nicht plan sein. Ein zu stark gewölbtes Griffbrett würde die Anpassung von Tonabnehmern und Brücke verkomplizieren. Und zudem längere Wege für die Greifhand bedeuten. Kopfplatte und Mechaniken Die Form der Kopfplatte ist Jochens Baustelle. Hier findet die typische Sign-Form Verwendung.
Sign 5er mit Schaller BM Bzgl. der Anordnung der Mechaniken schied 3-3 direkt aus, da dies nach Ken Smith, Yamaha und vielen anderen aussieht, aber nicht den typischen Leolook bedient. Eine Anordnung 6-0 hätte die Kopfplatte unschön in die Länge gezogen. Blieb also nur die Entscheidung, ob 5-1 oder 4-2. Nach etwas Kritzeleien haben wir uns für 4-2 entscheiden. Das sieht gut aus, wahrt den klassischen Look und hält die Kopfplatte kompakt. Schwieriger war die Entscheidung, welche Mechaniken mit welchen Flügeln zum Einsatz kommen sollen. Ich tendiere zu kompakten modernen Designs wie Schallers MA, Jochen bevorzugt die klassisch opulente Schaller BM. Einig waren wir uns darin, dass bei 6 Mechaniken ein sehr leichtes Teil zum Einsatz kommen muss. Schließlich konnte ich mich mit der Ansicht, dass 6 BM wie ein Strauß Blumen aussehen würden, durchsetzen und wir einigten uns auf die moderne, extrem leichte Schaller BM Light.
Schaller BM Light Tonabnehmer Seit geraumer Zeit verbaut Sign Guitars mit großer Begeisterung Tonabnehmer von Häussel. Da Harry Häussel auch zu jeder bautechnischen Schandtat bereit ist, war er die natürliche Wahl als Pickuplieferant. Ich habe mich bewußt für Singlecoil-Tonabnehmer entschieden. Man muß bei dieser Bauform zwar gelegentlich mit Einstreuproblemen kämpfen, erhält dafür aber einen offeneren und dynamischeren Ton. Aus den Umbauten an meinem LeFay 6er kam die Festlegung, drei Tonabnehmer zu verbauen: - ein Halstonabnehmer, der möglichst nah am Griffbrett positioniert ist - ein Stegtonabnehmer mit höherem Output und fetterem Klangbild - ein mittlerer Tonabnehmer, der nah am Stegtonabnehmer liegt So habe ich zwei "both pickups"-Kombinationen, bei denen der Stegtonabnehmer jeweils unterschiedlich nah am Steg sitzt. Die Kombination Hals/Mitte sollte die brummfreieste sein (reverse wound, reverse phase).

Das Konzept - Pt. 2

Verschaltung Die Tonabnehmer will ich in beliebiger Weise miteinander parallel kombinieren können (1, 2, 3, 1+2, 1+3, 2+3, 1+2+3). Und zudem möchte ich das Instrument vollständig stummschalten können. Eine serielle Verschaltung der Tonabnehmer brauche ich nicht, mit dieser Klangvariante konnte ich bislang nie warm werden. Weiterhin möchte ich kein Volumen- oder Tonepoti haben. Das macht live nur Ärger, wenn man mal aus Versehen drankommt. Als Bassist fummelt man ja nicht ständig an Soundfeinheiten herum. Es reicht mir, mit Tonabnehmerkombinationen drastische Soundunterschiede zu realisieren und feinere Anpassungen dann bei Bedarf am Verstärker zu machen. Die Lösung war dann, alle Tonabnehmer parallel zu verschalten und jeweils mit einem eigenen An/Ausschalter zu versehen. Hiermit sind all meine Anforderungen abgedeckt. Da es sein kann, dass mir in zwei Jahren doch nach einer Aktivelektronik gelüstet, haben wir bereits jetzt ein Elektronikfach und drei Potis vorgesehen. Die sind dann im Moment funktionslos. Im LeFay Herr Schwarz benutze ich seit einiger Zeit einen Stellartone Tonestyler. Ein tolles Teil, das zusammen mit den breitbandigen Rough-Crystal-Tonabnehmern viele schöne mittige Sound erlaubt. So einen haben wir dann auch eingeplant. Halsverbindung Die Schraubhalskonstruktion war ausgemachte Sache. Sign Guitars verwendet hierfür eine gegenüber dem amerikanischen Vorbild stabilere 6-Punkt-Befestigung. Ein Konstruktionsdetail, das sich über viele Jahre in unzähligen Instrumenten bestens bewährt hat. Nullbund und Bundanzahl Der Nullbund ist eines meiner persönlichen Lieblingsfeatures. Zum ersten mal lief er mir bei diesem Trace Elliot T-Bass über den Weg:

Trace Elliot T-Bass

Nullbund
Zum einen verringert er den Klangunterschied zwischen Leer- und gegriffenen Saiten erheblich, zum anderen erlaubt er eine deutlich niedrigere und angenehmere Saitenlage in den ersten Lagen. Nullbünde finden sich auch auf den Bässen von LeFay und Status. Status hat bekanntlich den T-Bass für Trace Elliot gebaut und mittlerweile auch wieder als eigenes Modell im Programm. Mir reichen 21 Bünde. Am Griffbrettende verzichte ich gerne auf 3 Bünde, um Bewegungsfreiheit für die rechte Hand zu gewinnen. Halsspannstab Manche Hersteller setzen bei Sechssaitern zwei Halsspannstäbe ein. Das ist bei gut abgelagerten Hölzern, einer soliden Holzkonstruktion und einem hochqualitativen Spannstab aber nicht nötig. Deswegen die Entscheidung für einen einzelnen Halsspannstab. Um die kritische Stelle Hals/Kopfplatte nicht auszuhöhlen, soll der Zugang zum Stab vom Body her möglich sein. Im Body muss eine Kuhle für den Zugang gefräst werden und ins Pickguard eine passende Öffnung geschnitten werden. Dots und Sidedots Auf dem Griffbrett mag ich keine Einlegearbeiten. Selbst einfache Punkte möchte ich nicht. Seitlich die üblichen Markierungspunkte sind mir aber wichtig, um nicht völlig die Orientierung zu verlieren. Brücke ABM produziert nicht mehr, die geniale LeFay-Brücke gibt es nur im Bundle mit einem kompletten Bass, also fiel die Wahl auf ETS. Brücke ETS Tuning Fork für Viersaiter Bodyform Wer bis hierher gelesen hat, wartet sicher mit Spannung auf die Wahl der Korpusform. An klassischen Vorbildern angelehnt kann ja auch Explorer und Flying-V bedeuten (über kurz oder lang wird Jochen mir auch einen Flying-V-Bass bauen müssen). Da wir uns aber in der Leo-Welt bewegen, scheiden diese krassen Zackenviecher aus und wir besinnen uns auf gemäßigteres Design. Einen schnöden aufgeblasenen großen Jazzbass-Bruder wollte ich dann doch nicht haben. Und derweil ich auf der Homepage von Sign Guitars stöberte, stieß ich auf jenes hübsche Instrument: Genau! Das ist es! Der andere Jott-Bass. Der Jaguar. Voll retro, Metallplatten, Schiebeschalter. Alles da. Eine hervoragende Basis zum Weiterdenken. Hierauf haben wir alle weiteren Entwürfe aufgebaut Lackierung Wo wir schon über krasse Entwürfe reden: Die Lackierung stand nie zur Debatte. Meine erste Selbstbaugitarre hatte ich selber metallicgrün lackiert. Und so ein Instrument wollte ich wieder haben. Den pornösen Gesamteindruck kann man steigern, indem man die Lackierung als green metallic flake ausführt. Yeah! Die Kopfplatte soll natur, also klar lackiert, bleiben. Form und Position der Tonabnehmer Wie sich die Idee entwickelte, weiß ich nicht mehr. Irgendwann stand der Gedanke, die Tonabnehmer schräg zu stellen im Raum. Nach hinten gekippt? Passt nicht zur vorwärts drängenden Jaguarform. Nach vorne gekippt? hm... Ja, das könnte passen, mußte erstmal aufgemalt werden, wurde für gut befunden und ins Konzept aufgenommen. Was passiert, wenn man die eckigen Jott-Pickups oder gar die Bartolini-artigen Soapbars kippt, haben wir alle schon in leider verrutschten Bassdesigns gesehen. Ein unschöner Basteleindruck entstände. Dies galt es zu vermeiden. Elegant läßt sich das Kippen mit Tonabnehmerkappen gestalten, die einfach runde Halbkreise sind. Allerdings sollen die Pickups keine "Flügelchen" haben, die Polepieces sollen unsichtbar sein und die Cover werden aus Ebenholz gefräst. Pickguard, Stahlbleche, Schalter und Potiknöpfe Die beiden Metallbleche (Edelstahl) und das Pickguard aus Kunststoff sollen sich in der Linienführung an das originale Jaguar-Design anlehnen. Welche Farbe das Pickguard haben wird, wollen wir erst nach der Lackierung festlegen, indem wir verschiedene Kunststoffplatten daneben halten. Auf dem oberen Stahlblech werden die drei Schiebeschalter für die Tonabnehmer angeordnet, auf das untere Blech kommen die drei Potis mit schwarzen Chickenhead-Knöpfen. Besonders gut gefällt uns die versetzte Anordnung der drei Schiebeschalter, welche Erinnerungen an die Kiemen eines Haies weckt. Hier ein kleiner Entwurf. gekennzeichnet sind - der in Richtung Hals verschobene Tonabnehmer - die drei Schiebeschalter - die drei Potis Daumenstütze Drüber nachgedacht, dann doch verworfen. Gurtknöpfe Seit gefühlten 300 Jahren bin ich an Schaller Straplocks gewöhnt.


Die Bauphase

Am Anfang der Umsetzungsphase stand zunächst ein Entwurf auf Papier. Die klassische Vorlage mußte sowohl an die Anforderungen eines Sechssaiters (Kopflastigkeit vermeiden) angepasst werden, als auch signifiziert werden. Der Body wurde geschert, das obere Horn gestreckt und die untere Korpushälfte zurückgezogen. Die Linienführung der schräggestellten Pickus und des Pickguards wurden harmonisiert. Als relativ mühsam (man erkennt die vielen ausradierten Zwischenentwürfe) stellte es sich heraus, eine ansprechende Form für das Potiblech zu finden. Die drei Schiebeschalter auf dem oberen Blech wirken bereits auf dem Papier attraktiv. Der komplett neu entworfene Bass erforderte neue Schablonen für Hals und Korpus. Hier wird der Body aus dem Rohling gesägt. Die Konturen sind verrundet und die Tasche für den Hals gefräst worden. Für die weiteren Fräsarbeiten wird der Entwurf auf den Body übertragen. Es kommt der Tag, da muss die Fräse fräsen. Der fertige, unlackierte Body. Die Kanäle für die Verkabelung werden nach der Montage vom Pickguard verdeckt sein. Der verrundete Ansatz unter der Halstasche ist ein schönes, Sign-typisches Detail. Der Hals wird mit 6 Schrauben fixiert werden. Diese Konstruktion kommt ohne Stahlplatte zum Kontern aus. Feinschliff an der Bauchaufnahmewölbung. Der Halsrohling. Die Kopfplatte wird klassisch versetzt und aus einem Stück sein, nicht angewinkelt und geleimt. Der Übergang zwischen Hals und Kopfplatte wird herausgearbeitet. Und ist im fertigen Zustand sowohl stabil wie elegant. Nach der Bundierung wird das Instrument zusammengesetzt und entfaltet seinen ganzen Charme. Der Bass wirkt harmonisch, die Linienführung ist stimmig. Ein schöner Moment der Freude nach Wochen voller Diskussionen und Überlegungen. Hier ist sehr gut das stark gefächerte Griffbrett zu erkennen. Die Saitenführung vor dem Nullbund ist unscheinbar integriert und nur in Nahaufnahme sichtbar.


Nach Lackierung und Montage

Die Saitenführung vor dem
Nullbund ist unscheinbar
Schaller BM Light Mechaniken
in 4-2-Anordnung
Drei Singlecoil-Pickups von
Häussel, Cover aus Ebenholz
Je Pickup ein Schiebeschalter
Halsbefestigung ohne Platte
mit 6 Schrauben
Der neue Sign Custom ist eine Bassgitarre, die schon optisch durch harmonische Linienführung und Liebe zum Detail überzeugt. Das gestreckte obere Horn, die schräg positionierten Pickups und Schalter geben dem Design Drive. Die massive Brücke von ETS, Chickenhead-Potiknöpfe und der leichte Zugang zum Halsspannstab.


Sounds und Klänge

Wie klingt das neue Instrument denn nun? Hier ein paar Tonabnehmerkombination zum Vergleich. Meine liebsten Sounds sind der Halstonabnehmer alleine und sowie Kombination mit dem Mittetonabnehmer. Der Stegtonabnehmer alleine ist auch nicht von schlechten Eltern.
Halstonabnehmer (1)

Hals- und Mittetonabnehmer (1+2)

Hals- und Stegtonabnehmer (1+3)

Mittetonabnehmer (2)

Mitte- und Stegtonabnehmer (2+3)

Stegtonabnehmer (3)

Factsheet