Reußenzehn Verstärker und Vorverstärker
In der Ausstattung luxuriöser als die Vorgängermodelle kommt der Mk Six mit zusätzlichem Presenceregler,
regelbarem und galvanisch entkoppeltem DI-Out und Stereoeffektweg. Er ist nur noch 1 HE hoch und hat ein
ausgelagertes Netzteil. Das ist zwar ein wenig unhandlich, aber es reduziert die Einstreuungen. Die Verarbeitung ist
nunmehr über jeden Zweifel erhaben. Klanglich die gleiche Welle wie das alte Gerät: röhrig, komprimiert heiß, klar,
drückend, punchy in den Bässen und kristallklar in den Höhen, charakterstark, edel, stellt die Personality
des Instrumentes und des Players klar heraus, besitzt aber einen deutlichen Eigenklang. Dieser Preamp ist alles andere als neutral.
Die Höhen sind noch feiner als beim alten Exemplar. Der Preamp klingt so gut, dass ich ihn zunächst für zu Hause zum Üben behalten wollte,
weil die ganzen tollen Feinheiten in der Band sowieso untergehen.
Habe ihn dann natürlich doch in unterschiedlichsten Bands (Funkrock, Rotzrock, Jazz) eingesetzt.
Allgemein:
- 1 HE
- Edelstahlfront
- ausgelagertes Netzteil, Kabel fest
- Chickenhead Potiknöpfe
Front:
- Eingangsbuchse
- Aktiv/Passiv Schalter: senkt die Eingangsempfindlichkeit
- Gain: Eingangsempfindlichkeit, von kristallklar bis gemein gezerrt
- Treble: beeinflußt breitbandig das gesamte Höhenspektrum
- Presence: regelt den Glanz und Klick
- Mid - Range und Volume: eher tief angesiedelte Semiparametrik
- Bass - Range und Volume: nochmal tiefer angesiedelte Semiparametrik
- Master Volume: sehr große Reserven, bläst auch der schlappesten Endstufe die Gehörgänge frei
- Heavy/Funky Schalter: Soundpreset, fett-rockig oder elegant-schlank
- Mid Schalter: breitbandige Mittenabsenkung
- Bass Schalter: breitbandige Bassabsenkung
- Standby Schalter: eben
Rückseite:
- Send: Monosend, liegt vor dem Mastervolumen, moderater Pegel
- Return rechts/links
- Output rechts/links: hinter dem Mastervolumen, große Reserven
- Ground Lift: eben
- DI Level: pegel des DI-Out
- DI Out XLR male: galvanisch entkoppelter DI-Out, sehr gute Qualität
- 3x Vorstufenröhren 12AX7 / ECC83
Soundsamples
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Diesen Gitarrenvorverstärker habe ich sehr lange gespielt. Ein ultracleaner Kanal, ein mittigfetter Cleankanal,
drei Overdrivekanäle, die sich eine Klangregelung teilen und in Gain bzw. Volume und Presence unterschiedlich
regelbar sind.
Sounds: Der Double Twin überzeugt durch sehr durchsetzungsfähige Sounds, die knochentrocken und in der Verzerrung
kratzbürstig rüberkommen. Das hat nichts mit Soldano/Engl-Gesäusel zu tun. Die verzerrten Sounds sind wenig komprimiert
und krachend, der Gitarrist muß den Ton schon in den Fingern haben, weil durch den Preamp nichts beschönigt wird.
Die cleanen Sounds setzen sich sehr perkussiv durch, wenn auch die Höhen nicht so glasig-offen wie bei einem guten Fender
sind. Besonders der Silicon-Channel hat es mir angetan. Ein absolut übersteuerungsfester Funkrhythmussound mit strammen Bässen,
ausgedünnten Mitten und Höhen ohne Ende. Nicht so edel klingend wie der Cleankanal eines Twin Reverb, aber gnadenlos
in der Durchsetzungskraft.
Bufferamp: rückseitig steht ein linear arbeitender Bufferamp mit regelbarem Output zur Verfügung. Dieser kann zur Impedanzanpassung
oder als Booster verwendet werden
Kanalumschaltung per Relais: Alle Umschaltungen erfolgen nebengeräuschfrei per Relais. Optimal für eine verlustfreie Signalübertragung.
Interessanterweise sind intern immer alle Kanäle in Betrieb. Die Umschaltung regelt nur, welcher Kanal an den Output gelegt wird.
Einschleifwege: es liegen 4 serielle Einschleifwege vor. Jeweils ein eigener für Kanal 1 und Kanal 2 sowie einer für die Kanäle 3 und 4.
Zusätzlich gibt es einen Mono-Mastersend mit Stereo-Returns.
Produktionsstop: der Double Twin wurde nur eine recht kurze Zeit lang produziert. Nach Aussage der Fachmedien war er zu
aufwändig in der Herstellung. Der am Markt erzielbare Preis lag zu niedrig, als dass dies gedeckt werden könnte.
MIDI:
Die Stereoendstufe mit 2x 100 Watt aus 4x EL34 pro Seite. Ein echter Dampfhammer. Klingt sehr sehr gut. Das einzige mal,
dass die werten Mitmusiker bei geänderter Verstärkung bemerkten: "Das klingt jetzt aber geil!" Wenn man die Endstufe in die
Kompression treibt, erhält man einen superfetten Rocksound. Bin mit dem Bass direkt reingegangen und das war wirklich
umwerfend. Hat nichts von Transistorpunch, sondern mehr so einen wolligweichen Schub. Fährt man die Endstufe im linearen Bereich,
steht auch knackigen Slaps nichts im Weg, dann puncht die auch clean, klingt dabei aber immer glasig strahlend in den Höhen.
So schöne Höhen habe ich noch aus keiner Transistoranlage gehört. Jetzt ärgere ich mich, dass ich die Slave 200 verkauft habe.
Ein bestimmt um die 15 Jahre alter Preamp, unwahrscheinlich dickes Gehäuse, Verarbeitung auf dem Niveau "enagierter Bastler".
Röhrig heißer Sound, die Klangregelung ist etwas speziell, aber wenn man heftig kurbelt, kommen eine Menge sehr charakterstarker
Sounds da raus. Clean ist der erste Sahne, die Bässe kommen sehr sauber, klar und leicht kompriemert rüber, die Höhen strahlend.
Überhaupt wird der Anschlag sehr präzise übertragen, der Preamp verschluckt nichts. Der verzerrte Sound ist nicht so mein Ding,
neigt etwas zum Matschen. Kein Vergleich zur zerrenden Slave 200.
- Input: 6,3mm Klinkenbuchse, einziger Eingang
- Hi/Lo: unterschiedliche Eingangsempfindlichkeit, z.B. für Bässe mit hohem Output
- Volume: auch als Gain bekannt, Eingangsempfindlichkeit, ab 14:00 tritt Röhrenverzerrung auf
- Treble: sehr drastische Höhenregelung, sehr breitbandig, durch Pull nochmaliger Höhenboost, hohlt aus dem stumpfesten Sound noch Geklirre raus
- Mid/Range: etwas spezielle Semiparametrik, Range steuert, wie breitbandig die Anhebung arbeitet, Die Ansatzfrequenz liegt in den Tiefmitten.
- Mid/Vol: der dazugehörige Grad der Anhebung/Absenkung
- Bass/Range: das gleiche mit tieferer Ansatzfrequenz
- Bass/Vol: ebenso
- Master 1: Ausgangslautstärke, kein Einfluß auf den Sound
- Master 2: habe ich trockengelegt
- Heavy/Soft: 2 Klangpresets, rockig-wuchtig und höhenreicher-schlank
- Sub/Mid: bringt ein breites Tiefmittenband nach vorne, ist mit den Mid/Range-Vol verbunden
- Sub/Bass: das selbe für das Bassband
- StBy: Standby zum Stummschalten, sehr massiver Schalter, geräuschfrei!
- On/Off: Gerät an/aus, geräuschfrei!
- Anschluß für 230V-Kaltgerätekabel
- Sicherung
- Ruhestromeinstellpoti, damit kann man Nebengeräusche der Röhrenschaltung minimieren
- 2 Ausgangsklinkenbuchsen
- XLR-Ausgang parallel zu den Klinkenbuchsen, nicht galvanisch entkoppelt, kein echter DI
- 3 ECC83 Vorstufenröhren
(Bild von der Reußenzehn Homepage)
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Bufferpreamp, Vorverstärker, Dampfmacher. Regelbar in Gain und Volume, Hardwarebypass. Eine ECC83 versieht den Sound mit dem
röhrentypischen, gerne mystifizierten "Etwas". Hier in Form einer sehr dezenten Kompression, klareren Bassfrequenzen und
einem angenehmen Kick in den Höhen. Der Bassmax verändert das Eingangssignal nur wenig und ist keine drastische eingreifende Soundmaschine.
Zusätzlich kann er bei Bedarf einen enormen Ausgangspegel erzeugen. Das reicht dicke, um die gesamte folgende Signalkette zu schrotten. Insgesamt ein praktisches
Allroundkistchen für alle Lebenssituationen.
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